Rückblick :
Geschichtsexkursion der Q2 zur Wewelsburg
Am 28. November 2018 um 12.00 Uhr sind wir, die Geschichtskurse von Frau Zoll und Herrn Koch, mit dem Bus aufgebrochen, um die Wewelsburg und das ehemalige Konzentrationslager Niederhagen zu besichtigen – ein Angebot, welches die Fachschaft Geschichte schon mehrfach in der Q2 durchgeführt hat.
Als wir nach ungefähr 1 1⁄2 Stunden ankamen, hatten die meisten von uns zuerst einen friedlichen Eindruck, ohne sich vorstellen zu können, dass sich dort in einem kleinen Ort mit einem burgähnlichen Renaissanceschloss etwas so Grausames und Schreckliches vor Jahrzehnten abgespielt hat.
Nachdem sich einige Schüler mit einem Kaffee oder Eis in dem Café der Wewelsburg gestärkt haben, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt und unsere drei- stündige Führung begann. Zuerst wurden wir durch die Ausstellung geführt, welche das Leben und die Leiden der Opfer zeigte. Direkt, von Anfang an, war jeder ruhig, überwältigt und geschockt von den Eindrücken. Wir bekamen die Lebensumstände genauestens geschildert, sodass sich jeder vorstellen konnte, welch ein Leid die 3900 Häftlinge in dem Konzentrationslager durchmachen mussten. Die Namen der 1285 Menschen, die dort ums Leben kamen, waren auf einer Glasscheibe aufgedruckt, wodurch die Toten eine Art Identität für uns bekamen und dies so viel stärker realisiert wurde. In der Ausstellung wurden uns ebenfalls verschiedene Zitate von einzelnen Häftlingen vorgestellt. Danach sind wir zu Fuß zu dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers gegangen, wo sich heutzutage ein Wohngebiet befindet. Dort haben wir ehemalige KZ-Gebäude gesehen und auch durch bestimmte Merkmale selbst erkennen können, welche Dimensionen hatte. Das hat die Eindrücke der damaligen Zeit nochmal verstärkt. Dieses Konzentrationslager diente allein dem Zweck, den Ausbau des Dorfes und der Wewelsburg zu einer neuen, riesigen SS-Burg und SS-Siedlung zu verwirklichen. Um die Verbindung zur Wewelsburg zu tarnen, betitelte Heinrich Himmler, der Reichsführer der SS, das Lager als „KL Niederhagen". Dieses war das kleinste selbstständige Konzentrationslager des damaligen Deutschen Reiches. Nach der Schließung am 2. April 1945 wurde das Lager für ehemalige Arbeiter aus Osteuropa, später als Unterkunft für Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands genutzt. Nachdem wir das Mahnmal auf dem ehemaligen Appellplatz besucht haben, an welchem jährlich eine Gedenkfeier stattfindet, gingen wir zurück zu dem ehemaligen SS-Wachgebäude vor der Burganlage, in dem sich die Ausstellungen befinden. Nun wurden wir durch die Galerie der Täter geführt, in der wir viel über Biographien, Vorgehensweisen und Hintergedanken, sowie über die Kleidung und Pläne der damaligen SS lernten. Durch die vielen verschiedenartigen Artefakte wie Uniformen, Bücher, Schubladen mit Biographien, Möglichkeiten zum Hören und auch Veranschaulichungen des Alltags in der SS, bestätigten und verbesserten sich unsere anfänglichen Vorstellungen. Zuletzt besichtigten wir den – insbesondere für Rechtsextremisten so legendären – Nordturm der Wewelsburg und haben „die Gruft" und den „Obergruppenführersaal" gesehen, welche beide von den Häftlingen erbaut werden mussten. Wir waren alle sehr erstaunt und auch geschockt darüber, was diese damals unter unvorstellbaren Bedingungen leisten mussten – und wie dieser Turm heute von Neonazis wahrgenommen wird. Mit diesen vielen Eindrücken und gemischten Gefühlen brachen wir um circa 17.00 Uhr unsere Rückfahrt an und kamen gegen 18.30 Uhr in Winterberg an.
Man kann zusammenfassend sagen, dass diese Geschichtsexkursion bei uns allen einen prägenden Eindruck hinterlassen hat und die Vorstellung, dass man an einem Ort war, der sich nur wenige Kilometer entfernt von der Heimat befindet, an dem sich vor wenigen Jahrzehnten etwas so Schreckliches abgespielt hat, unvorstellbar war. Wir fanden die Führungen alle ansprechend und gut gestaltet, jedoch waren wir nach drei Stunden auch gut ausgelastet. Diese Fahrt sollte, unserer Meinung nach, in jeder Jahrgangsstufe stattfinden, da diese Geschehnisse nicht vergessen werden dürfen, vor allem, da diese schrecklichen Taten gar nicht weit weg von uns, sondern auch in unmittelbarster Nähe, stattgefunden haben.
Autorin: Nadja Schüngel